Geld“verschwendung“ zur Steigerung der Lebensqualität
Wie Tim Ferriss selbst in seinem Intro ankündigt, ist diese Podcast-Folge etwas anders als seine sonstigen: Denn sie dient nicht dazu, einen „world-class-performer“ und dessen Erfolgsphilosophie in zwei bis drei Stunden auseinander zu dividieren. Stattdessen bespricht er einfach in einem ersten Teil, wie er seine Projekte auswählt bzw. wie und wann er Aufgaben an andere delegiert, und erläutert in einem zweiten Teil, warum es sich lohnt, verfügbares Einkommen in die Steigerung der Lebensqualität zu investieren.
Bei Problemen ist zumeist das Management verantwortlich – nicht die Mitarbeiter
Ferriss sagt, er könne als Perfektionist Aufgaben lediglich dann an andere delegieren, wenn er diese in kompetenten Händen wisse. Hierzu müsse er zwar nicht alles, aber ausreichend zu den zu delegierenden Aufgaben wissen. So habe er beispielsweise die ersten 20 bis 30 Folgen seines Podcasts selbst redaktionell bearbeitet, auch weil er einfach Spaß daran habe, Neues zu lernen. Nachdem er verstanden hat, worum es ging, habe er die Aufgabe abgegeben. Zudem ließe er alle Prozesse, Aufgaben usw. mehrere Testläufe durchlaufen, denn nur so könne er sicherstellen, dass er klar definierte Aufgaben verteilen kann.
Denn – frei nach Bill Gates – füge man einem ineffizienten System weitere Mitarbeiter hinzu, mache man dieses noch schlechter. Füge man einem effizienten System weitere Mitarbeiter hinzu, mache man es hingegen besser. Daher stelle er immer sicher, dass das zu delegierende System effizient arbeitet. Meistens sei nämlich das Management bei Problemen schuld, da dieses die Aufgaben zu Beginn nicht klar genug stellen konnte.
Eben weil dieses noch kein effizientes System aufgebaut habe und grundlegende Überlegungen an Mitarbeiter delegieren wollte.
Der erste Domino
Er verbringe morgens sehr viel Zeit damit, zu entscheiden, welche Aufgabe auf seiner To-do-Liste als erstes erledigt werden müsse (In der Folge mit David Heinemeier Hansson hat er sogar von drei bis vier Stunden gesprochen.). Dabei suche er konkret nach der Aufgabe, die alle anderen leichter zu realisieren oder sogar irrelevant werden ließe. Nach dem ersten Domino eben, der wirklich alle anderen umstößt. Nicht nur ein paar, wirklich alle. Zudem erledige er selbst eher die Aufgaben, die seinen einzigartigen Eigenschaften, seinen „unique qualities“, am ehesten entsprechen.
So könne er als Investor bei den aktuellen Marktbedingungen immer ersetzt werden. Denn wenn er ein Investment ablehnt, stehen hinter ihm 20 weitere Investoren, die zuschlagen würden. Daher konzentriere er sich mehr aufs Schreiben, während seine Investmenttätigkeit in den Hintergrund getreten ist. Diese Dinge wie das Schreiben seien auch die Dinge, die er nicht delegieren könne. Und für seine Schreibtätigkeit müsse er immer größere Zeitblöcke einplanen, die nicht unterbrochen werden dürfen. Viele meinen, sie wären schneller, wenn sie die Dinge selber erledigen würden.
Ferriss sagt hier dürfe man aber nicht nur die dafür benötigte Zeit berücksichtigen. Wenn er beispielsweise schreibe und würde unterbrochen, wäre sein gesamter Denk- und Schreibprozess – man könnte es auch Flow nennen – unterbrochen und er müsse von vorn anfangen. Hier lohne es sich nicht nur zu fragen „Hab ich die Zeit?“, sondern auch „Kann ich mir diese Unterbrechung leisten?“.
Wie kann ich zur Steigerung meiner Lebensqualität Geld „verschwenden“?
Dies sei eine Frage, die er sich immer häufiger stelle. Und diese Frage sei auch eine Empfehlung für die Menschen, die nicht jeden Monat darum kämpfen müssen, ihre Miete zusammenzubekommen, sondern bereits etwas weiter auf der Karriereleiter vorangekommen sind. Häufig seien genau diese Menschen aber noch in alten Verhaltensweisen aus Studienzeiten usw., die er als „survival behaviour“ bezeichnet, gefangen. Diese seien zu Beginn der Karriere, als Geld noch eine knappere Ressource als Zeit war, relevant gewesen.
Ferriss verdeutlicht dies an einem Beispiel: Für eine Rede in Australien buchte er Economy Class, obgleich er sich die 2000 Dollar, die ein Business-Class-Ticket gekostet hätte, seit Längerem hätte leisten können. Aber er sagte sich: „What?! I‘m not actually spending 2000 Dollars on a business class ticket!“ Während des Fluges konnte er dafür nicht schlafen, was eine absolute Katastrophe sei, wenn man eine Rede halten müsse. Er musste die Rede übermüdet und koffeingetränkt halten, zudem habe seine Gesundheit eine Woche lang leiden müssen. Daher sei er zu dem Schluss gekommen, dass
1. diese 2000 Dollar es nicht wert waren, seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen und die Rede nur auf halber Höhe zu halten, denn
2. habe er dadurch sicherlich zukünftige Buchungen als Redner verloren, die er bekommen hätte, wenn er auf voller Höhe gewesen wäre (sogenannte Opportunitätskosten).
Menschen, die hoch genug in der Maslowschen Bedürfnispyramide – also auf der Karriereleiter – seien und mehr Geld als Zeit zur Verfügung hätten, seien auf diese alten „survival behaviours“ nicht mehr angewiesen. Daher empfiehlt er:
– Berechnung des monatlich frei zur Verfügung stehenden Einkommens,
– Auflistung all der Dinge, die die individuelle Lebensqualität verbessern können (Das könne alles Mögliche von der Putzfrau, über Massage oder Uber statt Mietauto sein.) sowie
– Testlauf für eine Woche (natürlich!).
Die Dinge, die bei geringsten Veränderungen den größten Einfluss auf die Lebensqualität haben, wären eben die, die er in seinen Alltag integrieren würde.
Diejenigen, die die Podcast-Folge nachhören wollen, können dies unter:
http://tim.blog/2016/08/22/how-to-waste-money-to-improve-the-quality-of-your-life/
Mehr zum Thema auch unter:
http://tim.blog/2016/03/04/how-to-10x-your-results/