Tim Ferriss zeigt Speedreading in nur 3 Schritten

Wie viel mehr könnte man schaffen, wenn man das, was man unbedingt lesen muss, in nur einem Drittel oder gar einem Fünftel der Zeit bewältigen könnte?
Tim Ferriss hat sich in seinem Artikel „Scientific Speed Reading: How to Read 300% Faster in 20 Minutes“ wieder ein paar simple, aber effiziente Techniken bei möglichst geringem Aufwand einfallen lassen – und natürlich auch selbst getestet. So genüge bereits eine bessere Kontrolle der Augenfeinmotorik – genauer gesagt: die Erweiterung des peripheren Sehfeldes – um die eigene Lesegeschwindigkeit um 300 Prozent zu erhöhen. Und er behauptet, dass seine Methode bislang nie gescheitert sei. Getestet habe er sie unter anderem an fünf Sprechern unterschiedlicher Muttersprachen. Und selbst Dyslektiker – also Menschen mit einer Leseschwäche – konnten nach dem Training mehr als 3000 Wörter pro Minute lesen. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit liegt bei etwa 200 bis 300 Wörtern pro Minute.

Die Mechanismen, die die Lesegeschwindigkeit bremsen

Berücksichtige man einige grundlegende Prinzipien des menschlichen Leseprozesses, können Lesefluss- und -geschwindigkeit behindernde Faktoren schnell beseitigt werden. Zu diesen Grundprinzipien gehören:

1. Wir lesen nicht wirklich einfach zeilenweise, sondern scannen den Text quasi in einer Abfolge von sogenannten Sakkaden bzw. sprunghaften Bewegungen. So fixiert das Auge beim Lesen eines Textes zunächst zwei bis drei Buchstaben (Fixation), um dann etwa fünf bis neun Buchstaben zu überspringen und erneut zwei bis drei Buchstaben zu fixieren. Zur Erhöhung der Lesegeschwindigkeit müssen Anzahl und Dauer dieser Fixationen oder Schnappschüsse – wie Ferriss sie bezeichnet – pro Zeile reduziert werden.

2. Bis zu 30 Prozent der Lesezeit verschwenden wir zudem auf erneutes Lesen (bewusst) sowie Rücksprünge der Augen auf bereits Gelesenes (unbewusst). Beides müsse zur Erhöhung der Lesegeschwindigkeit verhindert werden.

3. Normalerweise fixieren wir beim Lesen zentral und vernachlässigen das horizontale periphere Sehfeld. Dadurch nehmen wir nur 50 Prozent der möglichen Wörter pro Fixation wahr. Durch Konditionierung könne das horizontale periphere Sehfeld erweitert und die Anzahl der Worte, die pro Fixation registriert werden, bedeutend erhöht werden.

Das Training

Das klingt alles noch zu wissenschaftlich? Dann zu den konkreten Übungseinheiten.

(Diejenigen, die seine Technik direkt ausprobieren möchten, benötigen ein Buch, dass man aufgeschlagen auf den Tisch legen kann, einen Stift sowie eine Stoppuhr.)

Sein Training ist in drei Einheiten bzw. Stufen aufgebaut. In der ersten wird die reine Lesetechnik, in der zweiten durch wiederholtes Training Geschwindigkeit trainiert. In der dritten Stufe kommt schließlich das Leseverständnis hinzu.

1. Technik trainieren (2 Minuten)

Ein Stift dient als visueller Tracker und Pacer, um Rückbewegungen der Augen zu verhindern und die Geschwindigkeit vorzugeben. Dieser wird der Reihe nach unter jede Zeile geschoben, während die Augen auf den Text darüber fokussieren. TEXTVERSTÄNDNIS IST HIERBEI TOTAL IRRELEVANT. Man kann versuchen den Text zu lesen, aber jede Zeile wird höchstens 1 Sekunde lang angeschaut.

2. Geschwindigkeit aufbauen (3 Minuten)

Um Geschwindigkeit aufzubauen, wird jetzt jede Zeile für höchstens eine halbe Sekunde mit dem Stift markiert. Viele werden nichts vom „Gelesenen“ verstehen, aber das ist egal. Es geht um die reine Konditionierung der Wahrnehmungsreflexe.

3. Das periphere Sehfeld erweitern

Mit dem Stift erneut eine Minute lang eine Zeile nach der anderen für höchstens 1 Sekunde markieren. DAS TEXTVERSTÄNDNIS IST WIEDER VOLLKOMMEN EGAL. Begonnen wird diesmal aber mit dem jeweils zweiten Wort und aufgehört mit dem jeweils vorletzten Wort jeder Zeile.

Anschließend wird das Ganze eine Minute lang wiederholt, nur wird jetzt jeweils ab dem dritten Wort begonnen und mit dem drittletzten Wort der Zeile aufgehört.

Die Technik wird erneut für 3 Minuten wiederholt. Diesmal wird jede Zeile aber nur eine halbe Sekunde lang markiert und Anfangs- und Endpunkt rücken noch enger zusammen – beginnend mit dem vierten Wort und endend mit dem viertletzten Wort jeder Zeile. Die Geschwindigkeit muss auch hier in jedem Fall aufrechterhalten werden, auch wenn der gelesene Text nicht verstanden wird. Es geht erneut um die Konditionierung der Wahrnehmungsreflexe.

Bleibt nur noch eins: VIEL ERFOLG BEIM LESEN!