Stoische Denkschule: Der Königswegs zur Gelassenheit für alle unternehmerischen Menschen

Tim Ferriss hat auf seinem Blog fourhourworkweek.com in Zusammenarbeit mit Ryan Holiday einen schönen und einfach zu lesenden Überblick zum Stoizismus veröffentlicht. Dass Tim Ferriss Anhänger dieser philosophischen Schule ist, wundert eigentlich nicht. Denn der Stoizismus spiegelt das wider, was Tim Ferriss selbst immer wieder praktiziert: Ein philosophisches System, das uns mithilfe weniger einfacher, aber äußerst praktischer Regeln zu besseren Unternehmern, Freunden, Menschen allgemein macht.

Er selbst lese die „Briefe an Lucillius“ seines Lieblingsstoikers Seneca mehrmals im Jahr, um sich selbst „mental zu rebooten“. Für Ferriss kommt die Auseinandersetzung mit dem stoischen Gedankengut einer mediativen Technik gleich – ähnlich wie das Fokussieren der Spieler vor einem wichtigen Spiel -, die schließlich zur bestmöglichen Performance in extremen Stresssituationen führt. Und das Schönste daran? Zusammengefasst geht es hier lediglich um drei grundlegende Regeln bzw. Übungen.

Übung 1: Das Unglück praktizieren

In Anlehnung an Seneca, der neben Mark Aurel und Epiktet ein Hauptvertreter des Stoizismus war, empfiehlt Ferriss, eine feste Anzahl an Tagen im Monat einzuplanen, um Armut und Unglück zu trainieren. Komfort und Luxus seien nämlich nichts anderes als die schlimmste Form von Sklaverei: Denn diejenigen, die über diese verfügen, fürchten ständig um deren Verlust. Durch die Konfrontation seiner Selbst mit Mangel und Entbehrung, antizipiere man das Unglück nicht mehr nur, sondern praktiziere es und befreie dadurch sein Leben vom Zufall.

Dies könne geschehen, indem man auf die angenehmen Seiten seines Lebens verzichte und beispielsweise für eine gewisse Zeit die billigste Kleidung in seinem Schrank trage (Ferriss trägt eine Woche lang dieselben, weißen Sachen) oder günstige Lebensmittel wie Reis und Bohnen esse.

Insbesondere Gefühle wie Angst wurzeln im Ungewissen und fußen in den seltensten Fällen auf Erfahrung. Jeder, von dem eine Unternehmung schon einmal abhing, wisse, wie viel Energie diese Emotionen kosten. Und die Lösung sei denkbar einfach: Indem man die Worst-Case-Szenarien durchexerziere und sich dabei frage„Ist es das, vor dem ich solch eine Angst hatte?“, befreie man sich bereits von der Angst.

Übung 2: Perzeption trainieren: Alles ist Gelegenheit

Unternehmern werde nachgesagt, Gelegenheiten zu nutzen oder zu schaffen. Für Stoiker aber sei alles Gelegenheit. Und ein jedes Problem könne zu einer „Quelle des Guten“ werden, indem man dieses verkehre, also umdrehe. Wenn man beispielsweise jemandem behilflich war und dieser erweise sich hinterher als undankbar, dann sei dies gemäß den Stoikern eine Gelegenheit, Tugendhaftigkeit und Verständnis zu üben. Es gehe darum, negative Situationen und Erfahrungen als Chance zu nutzen, um das, was zunächst im Wege zu stehen scheint, zum Weg selbst werden zu lassen.

Entsprechend könne es auch kein Gut oder Schlecht geben. Es existiere lediglich die Perzeption bzw. Wahrnehmung. Und diese unterliege der eigenen Kontrolle. Man selbst habe die Wahl, über den eigenen ersten Eindruck hinaus zu denken (wie: Da X passiert ist, ist mein Leben jetzt versaut). Die größte Quelle von Unzufriedenheit liege in unserer impulsiven Abhängigkeit von Gefühlen unter Vernachlässigung der Logik.Ohne Leidenschaft aber werde plötzlich alles zu Gelegenheit.

Übung 3: Alles ist vergänglich

Unternehmer müssen in aller Regel fest an sich glauben, um Großes leisten zu können. Dennoch könnten viele von einer praktizierten Demut und Selbstkontrolle profitieren, denn zu große Egos und Launenhaftigkeit können zu echten Problemen werden, wenn die Perspektive verloren geht und die Menschen im eigenen Umkreis verletzt werden.

Alles Erreichte sei nämlich vergänglich und man solle sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie klein und unbedeutend man eigentlich sei. Wie klein und unbedeutend eigentlich (fast) alles sei. Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Aufmerksamkeit seien dagegen Tugenden, die man sein gesamtes Leben über besitze und die von niemandem weggenommen werden könnten.

Links:

Artikel:
http://fourhourworkweek.com/2009/04/13/stoicism-101-a-practical-guide-for-entrepreneurs/

Podcast zu Seneca und „Das Unglück praktizieren“:
http://fourhourworkweek.com/2016/02/02/how-to-practice-poverty-and-reduce-fear/

Videotalk zu Stoizismus und Produktivität:
http://fourhourworkweek.com/2009/06/10/the-practicality-of-pessimism-stoicism-as-a-productivity-system/